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Künstliche Intelligenz: Zwischen Technologie und Ethik (Teil 2)

Geschrieben von Amir Humanfar | Apr 25, 2025 7:54:50 AM

Die Einführung von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen darf sich nicht allein an dem orientieren, was technisch möglich ist. Entscheidend ist auch, ob der Einsatz wirtschaftlich sinnvoll und für alle Beteiligten wirklich hilfreich ist. Bei aller Innovationsfreude dürfen ethische Fragen dabei nicht vernachlässigt werden. Der Einsatz von KI in der Pflege braucht klare ethische Leitlinien, damit Fortschritt und das Wohl der Menschen zusammen gedacht werden können. Oder anders gesagt: 

“ … der Mensch ist das Maß aller Dinge, so lässt sich die Erkenntnis des Zeitalters der Aufklärung zusammenfassen”.

 

Ein zentrales Leitbild – historisch wie aktuell – ist die Menschenwürde. Sie ist eng mit den Menschenrechten verbunden, die vor allem Freiheitsrechte sind. Gerade im digitalen Zeitalter ist es wichtig, diese Rechte aktiv zu schützen und zu bewahren.

 

Zur Ethik in der Medizin und Pflege finden sich in der Literatur wiederholt folgende Grundprinzipien:



Wenn man Prinzipienethik auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen überträgt, werden sowohl Chancen als auch Risiken sichtbar. Besonders wichtig ist es, die körperliche und seelische Unversehrtheit der Menschen zu schützen – und gleichzeitig ihre Selbstbestimmung zu achten. Da KI im Vergleich zum Menschen deutlich weniger Ressourcen verbraucht, besteht die Gefahr, sie zu häufig oder ohne genaue Prüfung einzusetzen. Stattdessen sollte KI immer situationsgerecht und bewusst genutzt werden – mit dem Ziel, individuelle Entwicklung zu fördern und echte Teilhabe zu ermöglichen.

Eine ethische KI wäre in dieser Hinsicht also eine KI, “die sich auch bedarfsgerecht selbst zurücknehmen kann.

 

KI-Systeme dürfen Menschen nicht bevormunden. Sie sollten nur mit Zustimmung der Nutzer handeln und immer abschaltbar sein. Jeder Mensch hat das Recht, Maßnahmen anzunehmen oder abzulehnen – selbst wenn dies mit Risiken verbunden ist.

Zudem darf der Einsatz von Technik nicht dazu führen, dass persönliche Kontakte im Gesundheitswesen verloren gehen. Gerade die menschliche Beziehung zwischen Patienten und Fachpersonal ist oft entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Empathie und Mitgefühl sind zentrale menschliche Fähigkeiten, die keine Maschine ersetzen kann – umso wichtiger ist es, diese im digitalen Wandel bewusst zu stärken.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Chancengleichheit: Alle Menschen sollten Zugang zu digitalen Gesundheitslösungen haben. Doch KI-Systeme können Verzerrungen enthalten, wenn sie auf einseitigen oder fehlerhaften Daten beruhen – und so bestimmte Gruppen benachteiligen. Das kann bestehende Ungleichheiten im Gesundheitssystem verschärfen.

Damit KI im Gesundheitswesen verantwortungsvoll eingesetzt werden kann, braucht es klare ethische Leitlinien: etwa Transparenz, Mitbestimmung, Datenschutz, Verantwortung und Rechenschaft. Problematisch wird es, wenn solche Fragen erst zu spät gestellt werden.

Zusammenfassung

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) im Gesundheitswesen birgt ein enormes Potenzial, stößt jedoch auf erhebliche Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf eine ethische Ausrichtung. Eine angemessene Anwendung erfordert einen geschützten Bereich und einen verlässlichen Ordnungsrahmen, was wiederum die Frage nach den Verantwortlichen für die Gestaltung und Regulierung von KI aufwirft.

Falls Sie die ersten beiden Teile verpasst haben, finden Sie diese hier zum Nachlesen auf unserem Blog:

🔹 Teil 1: Chancen und Grenzen von KI in der Pflege


Wer tritt eigentlich für die Entscheidungen ein, die durch KI getroffen werden? Dieser Frage widmen wir uns beim nächsten Mal in Teil 3.