Als Health-Tech-Unternehmen nutzt MEDWING die Vorteile der Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, um den Matching-Prozess zwischen der Pflegefachkraft und Pflegeeinrichtungen für alle Beteiligten so individuell, effizient, transparent und einfach wie möglich zu gestalten. In unserem Interview erfahren Sie, warum MEDWING den Mut hatte, sich auf eine der härtesten Branchen mit dem größten Fachkräftemangel zu konzentrieren und welche essentielle Rolle KI dabei spielt.
Die 2017 gegründete MEDWING GmbH ist die führende Job- & Karriere-Plattform für Gesundheitsfachkräfte. Mit über 550.000 registrierten Fachkräften verfügt MEDWING über einen der größten Mitarbeiterpools für medizinische und pflegerische Berufe in Deutschland und Europa.
Livy Care war mit Gründer und Geschäftsführer Johannes Roggendorf im Interview und befragte den Experten zum Thema KI in der Pflege.
Wieso habt ihr euch auf die Jobvermittlung im Gesundheits- und
Pflegebereich spezialisiert?
Unser Gesundheitswesen gehört zu den Branchen, die am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen sind. Wissenschaftliche Prognosen haben ergeben, dass bis 2030 in Deutschland mehr als 500.000 Pflegekräfte fehlen könnten. Diese riesige gesellschaftliche Herausforderung möchten wir angehen, indem wir die Arbeit im Gesundheitsbereich attraktiver machen und Personallücken
schließen. MEDWING macht es Pflegekräften, Ärzt:innen und Co. einfach, den Job zu finden,
der zu ihrem Leben passt. Wir richten uns nach den Wünschen der Fachkraft und bieten verschiedenste Arbeitsmodelle von Vollzeit über Teilzeit bis hin zum flexiblen Arbeiten in Zeitarbeit. Unser Ziel ist es, der Startpunkt für jeden zu werden, der einen Job im Gesundheitswesen sucht. Der Service ist für die Jobsuchenden selbstverständlich kostenlos.
Wie zeigt sich der Einsatz von KI und digitalen Lösungen in MEDWINGs
Vermittlungserfolg?
Vor allem bei der Vermittlungsgeschwindigkeit und der Zufriedenheit der
Gesundheitsfachkräfte mit ihrem neuen Job. Wir entwickeln KI-basierte Matching-Algorithmen, um die Jobwünsche unserer Kandidat:innen und die Stellenangebote unserer über 5.000 Partnereinrichtungen passgenau zusammenzuführen. Inzwischen haben wir über 550.000 registrierte Fachkräfte in unserem Pool. Durch den Einsatz von KI können wir diese großen Datenmengen analysieren und für die Kandidat:innen innerhalb kürzester Zeit das passende Stellenangebot finden.
Die Matching-Algorithmen berücksichtigen dabei nicht nur die fachlichen Qualifikationen, sondern auch die persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse der Jobsuchenden. So gehen wir sicher, dass sie langfristig in der Einrichtung bleiben und die Gesundheitsbranche nicht verlassen. Der Einsatz von KI trägt also auch dazu bei, die Kontinuität und Qualität der Patientenversorgung sicherzustellen.
Weiterhin spart die automatisierte Personalsuche und -auswahl durch MEDWING natürlich auch für die Einrichtungen eine Menge Zeit und damit Kosten. Die Häuser decken ihren Bedarf teilweise mit Zeitarbeitskräften. Auch hier bieten wir ein einfaches, digitales System für Buchungen, Zeiterfassung, Abrechnung und vieles mehr. Unsere digitalen Tools helfen, Personalausfälle schnell und verlässlich auszugleichen, Verwaltungsaufwand zu sparen und Ressourcen wirksam zu verbinden. Pro Monat werden etwa 50.000 Schichten über unseren Marktplatz gebucht.
Wie nutzt MEDWING Digitalisierung sonst noch, um Gesundheitsfachkräfte zu
unterstützen?
Wir begleiten die Fachkräfte über die Jobsuche hinaus und auch hier nutzen wir die Vorteile der Digitalisierung. Unsere Kandidat:innen erhalten beispielsweise Zugang zu kostenlosen Fortbildungen und Pflichtunterweisungen, die sie bequem online absolvieren können. Dies ermöglicht es den Pflegekräften, ihre Kompetenzen zu erweitern und sich beruflich weiterzuentwickeln.
Pflege- und Gesundheitsfachkräfte können sich über die MEDWING-Plattform digital bewerben, was den Bewerbungsprozess beschleunigt und vereinfacht. Sie können ihre Unterlagen, wie Lebenslauf und Zeugnisse, hochladen und ihre Bewerbungen direkt an potenzielle Arbeitgeber senden. Dies spart Zeit und Papierkram. Wenn die Fachkräfte es wünschen, übernehmen wir den
Bewerbungsprozess und das Erstellen von aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen auch vollständig für sie. Unsere Pflegekräfte im Leasing-Team haben außerdem eine App, mit der sie ihre
Verfügbarkeiten ganz einfach und bequem online angeben können. Über die App erhalten sie alle Informationen zu ihren Einsätzen und können ihre Stundenzettel unterschreiben lassen und hochladen.
Wie schätzt du die Entwicklung der Relevanz von digitalen Lösungen in der
Pflege ein?
2055 werden voraussichtlich fast sieben Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig sein. Wenn wir dieser demografischen Entwicklung etwas entgegensetzen wollen, müssen wir die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern. Das beinhaltet neben verlässlichen und flexibleren Arbeitszeiten, besseren Personalschlüsseln, einer besseren Work-Life-Balance und mehr
Gehalt durchaus auch die Möglichkeiten der Digitalisierung.
Digitale Lösungen haben das Potential, den Pflegejob in vielerlei Hinsicht zu erleichtern. Auf der einen Seite die Arbeit selbst, auf der anderen Seite auch die Organisation und Verwaltung der Arbeit. Denn gerade dies kostet viel Zeit, die dann für die Patient:innen fehlt. Elektronische Dokumentationssysteme, Telepflege per Videotelefonie, Sensormatten oder die Digitalen Pflegeanwendungen (DiPAs) auf dem Smartphone sind ja bereits im Einsatz und ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren hier einen großen Fortschritt erleben werden.
Insgesamt bin ich überzeugt, dass digitale Lösungen einen immer größeren Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung leisten können, wenn die Bedingungen hierfür geschaffen werden.
Welche Voraussetzungen müssen deiner Meinung nach Pflegeeinrichtungen mitbringen bzw. welche Fähigkeiten sollten/können Pflegekräfte mitbringen, um die Implementierung von KI-basierten Funktionen und digitalen Lösungen möglichst erfolgreich zu gestalten?
Zunächst einmal muss es innerhalb der Einrichtungen eine technologiefreundliche Infrastruktur geben. Das fängt ganz simpel damit an, dass in allen Bereichen der Einrichtung WLAN verfügbar ist.
Sind die technischen Voraussetzungen erfüllt, muss das Personal entsprechend geschult werden. Hier ist es wichtig zu kommunizieren, welche Verbesserungen die digitalen Tools konkret bringen. Zudem sollte im Prozess immer wieder das Feedback der Fachkräfte eingeholt werden - schließlich sind sie es, die damit arbeiten.
Von Seiten der Pflegekräfte braucht es natürlich auch eine gewisse Offenheit für
Veränderungen. Grundlegende digitale Kompetenzen sind ein großer Vorteil. Grundsätzlich müssen aber alle abgeholt werden - die “Digital Natives” aber auch die weniger technikaffinen Mitarbeitenden. Nicht zuletzt müssen die Einrichtungen sicherstellen, dass angemessene
Sicherheitsmaßnahmen vorhanden sind, um die Datenschutzrichtlinien einzuhalten.
Was würdet ihr euch als Unternehmen in der Entwicklung
digitaler Lösungen wünschen?
Als Health-Tech-Unternehmen wünschen wir uns, dass die Politik die Digitalisierung im Pflege- und Gesundheitsbereich noch aktiver vorantreibt. Sei es durch finanzielle Anreize, Förderprogramme oder Investitionen in digitale Infrastruktur. Es ist wichtig, dass digitale Lösungen nicht nur als optionale Ergänzung, sondern als integraler Bestandteil der Gesundheitsversorgung
betrachtet werden. Weiterhin sollte es eine klare Strategie für den sicheren und effizienten Austausch von Gesundheitsdaten zwischen verschiedenen Einrichtungen und Akteuren
geben. Gemeinsame Standards und Schnittstellen müssen entwickelt und implementiert werden. Auch die Datensicherheit muss hier beachtet werden. Ich würde mir auch eine engere Zusammenarbeit zwischen Politik, Gesundheitseinrichtungen und innovativen Unternehmen wünschen, um die digitale Transformation im Gesundheitswesen voranzutreiben.
Wie sieht deiner Meinung nach die Zukunft der Pflege im Bezug auf technische Hilfsmittel aus (Einsatz von Robotern etc.)?
Technische Hilfsmittel und digitale Assistenzsysteme werden zwangsläufig eine
immer größere Rolle spielen. Und das ist auch gut so, denn die Pflege kann jede
Art von Unterstützung gebrauchen. Roboter können in der Pflege eingesetzt werden, um Aufgaben wie die Unterstützung von Bewegungen und Transfers von Patient:innen, die
Medikamentenverabreichung und das Servieren von Mahlzeiten zu übernehmen.
Hier gibt es ja schon erste Versuchsprojekte und Prototypen. Auch digitale Assistenzsysteme könnten Pflegeeinrichtungen und Pflegekräften in Zukunft vermehrt Entlastung bringen. Sie erhöhen die Sicherheit der betreuten Personen, indem sie beispielsweise zur Prävention oder Erkennung von Stürzen beitragen. Dabei dürfen wir allerdings nie vergessen: Technische Hilfsmittel sollen Pflegekräfte unterstützen, ersetzen jedoch nicht den menschlichen Kontakt. Die Implementierung dieser Technologien muss unter Berücksichtigung ethischer und sozialer Aspekte geschehen. Weiterhin darf der technische Fortschritt keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass die Zukunft der Pflege nur gesichert wird, wenn wir in erster Linie etwas gegen den Fachkräftemangel tun.
Fazit:
Das Interview mit MEDWING zeigt, dass KI-basierte Vermittlungsprozesse und digitale Lösungen wie Livy Care Pflegekräfte entlasten und ihre Zufriedenheit steigern können. Die passgenaue Zusammenführung von Jobwünschen und Stellenangeboten sowie der Einsatz von intelligenten Lösungen, wie eine Sturz-KI erleichtern den Arbeitsalltag. Die Zukunft der Pflege liegt in der intelligenten Nutzung von Technologie, um die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern. Als Experte in der Vermittlung von Pflegekräften setzt das Unternehmen MEDWING auf KI und verschlankt damit bisher sehr aufwendige Prozesse um ein Vielfaches und erreicht dank des intelligenten Matching-Prozesses gleichzeitig eine hohe Zufriedenheit bei den Pflegekräften.
Stimmen die Arbeitsbedingungen, sinkt auch das Risiko für Überlastung, Unzufriedenheit und Burnout. In Ergänzung mit digitalen Assistenzsystem wie dem von Livy Care kann somit der persönliche Arbeitsrahmen gewählt und die tatsächliche Arbeitsbelastung deutlich verringert werden.
Lesen Sie passend dazu auch unser Interview "Wie Smart Home Systeme die Pflege erleichtern" bei MEDWING.
Fotos: Credit MEDWING/Helmut Sattler)