Künstliche Intelligenz:Zwischen Technologie und Ethik (Teil 1)

AI rules the world
„Ich denke, also bin ich.”

Dieser bekannte Satz des französischen Philosophen und Naturwissenschaftlers René Descartes verdeutlicht bereits die enge Verbindung zwischen dem Selbstbewusstsein und der Freiheit des Individuums und Fragen nach seiner Verantwortlichkeit. Um Verantwortung für etwas übernehmen zu können, muss man sich seiner selbst und seinen Handlungen bewusst sein. Das Bewusstsein des Menschen um seine eigene Existenz und das Vermögen, diese als denkendes Subjekt zu reflektieren, ist genau das, was ihn in seiner Intelligenz auszeichnet und grenzt ihn vermutlich von anderen Lebewesen, aber mit aller Gewissheit von Maschinen ab. Wie verhält es sich aber mit künstlicher Intelligenz (KI)?

In Hollywood-Filmen sehen wir seit Jahren dystopische Zukunftsvisionen, in denen KI übermenschliche Fähigkeiten entwickelt, die die Menschheit bedrohen. Während einige KI-Ethiker solche Szenarien als Warnung anführen, argumentieren andere, dass die Integration von Robotern und KI in unseren Alltag schon Realität ist. KI-gestützte Algorithmen sind bereits weit verbreitet und durchdringen zunehmend alle Lebens- und Arbeitsbereiche.

Dies wirft die Frage auf, wie wir langfristig mit diesen Veränderungen umgehen und sie in Hinblick auf ihre Chancen und Gefahren gestalten. Kaum eine andere Technologie der letzten Jahre hat in der Gesellschaft so viele Hoffnungen geweckt und zugleich Ängste ausgelöst wie die Künstliche Intelligenz. Besonders im medizinischen Bereich gehen mit KI-Anwendungen sowohl große Erwartungen als auch Befürchtungen einher. Die Gesundheitswirtschaft in Deutschland hat eine große ökonomische Bedeutung: 2023 betrug die Bruttowertschöpfung knapp 435,5 Milliarden Euro, was ca. 11,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht (Bundesministerum für Gesundheit, 2023). Allerdings steht der Gesundheitssektor angesichts der steigenden Gesundheitskosten durch den demographischen Wandel an einem Wendepunkt und vor der großen Herausforderung, die begrenzten gesundheitsökonomischen Ressourcen bei gleichzeitigem Erhalt einer qualitativen Gesundheitsversorgung gerecht und effizient zu verteilen. In Anbetracht dessen müssen neue Lösungsansätze her.

Daher spielt schon heute der Einsatz von KI im Gesundheitswesen eine wichtige Rolle und gilt als “Schlüssel- und Querschnittstechnologie”. Gleichzeitig sind mit jeder neuen KI-Anwendung auch die Diskussionen über die Grenzen des ethisch Vertretbaren oder Wünschenswertem in vollem Gange. In der Literatur und im öffentlichen Diskurs besteht eine große Perspektivenvielfalt in der Auseinandersetzung mit der Thematik. Welche Implikationen ergeben sich aus den

ethischen Überlegungen und aus welcher Perspektive sollen sie evaluiert und adressiert werden? Die folgenden Beiträge in den nächsten Wochen widmen sich daher der Frage nach der Verantwortungsverortung von KI-Anwendungen vor dem Hintergrund der ethischen Grundlagendiskussionen, die im Kontext der An- und Herausforderungen der Digitalisierung des Gesundheitswesen geführt werden.


Wer ist eigentlich verantwortlich für den Einsatz und die Folgen von KI-basierten Unterstützungssystemen im Gesundheitswesen?

Welche Gestaltungsmöglichkeiten bieten sich in Bezug auf eine ethisch verantwortliche Entwicklung, Implementierung und Nutzung ? 

Mehr dazu demnächst in Teil 2

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