Praktikum im Pflegeheim - Zwischen Dankbarkeit und Nähe
Kürzlich hat das Team von Livy Care mehrere Tage Praktikum in einer Berliner Pflegeeinrichtung gemacht und dabei den Pflegekräften über die Schulter geschaut, Fragen gestellt, aber auch viele Fragen beantwortet. Für uns als Hersteller haben sich aus den wenigen Tagen spannende Erfahrungen ergeben, wir haben emotionalen Geschichten gelauscht und gleichzeitig noch einmal tiefe Einblicke in einen Beruf erhalten, den wir alle vielmehr würdigen sollten.
Unsere Tage im Berliner Pflegeheim sind geprägt von einer Mischung aus Neugier und Respekt. Als Mitarbeiter:innen vom Marketing, Sales und Development haben wir die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen, den Rhythmus und die unermüdliche Hingabe der Pflegekräfte kennenzulernen. Wir finden uns in einer Welt voller Geschichten wieder - Geschichten von Leben, Liebe und dem Ringen mit den Widrigkeiten des Alterns.
Die Zeit, die wir mit den Pflegenden verbringen, ist eine Reise durch ihre Leidenschaft und ihren Einsatz. Sie jonglieren mit Zeit und Ressourcen, um jedem/r einzelnen Bewohner:in die bestmögliche Pflege und Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Doch ihre Herausforderungen sind unübersehbar: Personalmangel, Zeitdruck, technische Schwierigkeiten und die Balance zwischen den Bedürfnissen aller Bewohner:innen.In einzelnen Gesprächen lässt sich verstehen, wie sehr die letzten Jahren an den persönlichen Kapazitäten der Pflegekräfte nagte. Statt im Fernsehsendungen nur kurze Bildausschnitte zu verfolgen, können wir uns jetzt noch einmal die Erinnerungen und Zustände während der Pandemie detailliert erklären lassen. Was hat damals Angst gemacht? Was hat sich bis heute nicht verändert? Wie war das alles denn eigentlich für die Bewohner:innen? Gibt es aus heutiger Sicht Dinge, die man anders machen würde und sollte? Wie geht es nun weiter und warum werden die Zustände nicht deutlich besser?
Wir hören viele emotionale Geschichten von Pflegekräften und Bewohner:innen, die sich bei uns in die Köpfe brennen und uns als Hersteller digitaler Hilfsmittel nur einmal mehr bestätigen, wie sehr die Pflegekräfte von heute Unterstützung für ihre Arbeit brauchen.
Wir genießen Freiheiten, die Pflegekräfte sich nicht erlauben können.
Trotz aller unliebsamen Herausforderungen strahlen die Pflegekräfte jeden Morgen zu Schichtbeginn - wir spüren eine unerschütterliche Hingabe, die bewundernswert ist.
Sie sehen müde aus - doch nicht müder als wir, die ihren 9 to 5 Job gewöhnt sind und fast jeden Tag pünktlich Feierabend machen können, feste Pausenzeiten genießen und nicht aus dem Urlaub gerufen werden müssen, weil jemand anderes krank geworden ist.
Wir sitzen mal lustig zusammen im Büro oder mal gemütlich im Homeoffice und können uns unsere Arbeitstage selbst strukturieren. Wir genießen Freiheiten, die Pflegekräfte sich nicht erlauben können.
Unsere Verantwortung im Job erscheint plötzlich unbedeutend als wir sehen, wie das Pflegepersonal sich möglichst einfühlsam um die Bewohner:innen kümmert und das, obwohl die Zeit im Nacken sitzt und jede Minute verplant ist. Alles ist durchstrukturiert. Trotzdem wirkt es auf uns wenig hektisch. Die Pflegekräfte arbeiten routiniert und kennen ihre Abläufe. Sie schaffen sich die kleinen Pausen hier und da, wo ein kurzes Gespräch oder ein Kaffee möglich sind.
Jeder von ihnen ist nach eigener Aussage gerne hier. Liebt die Arbeit und hat sich an die stetig steigenden Herausforderungen gewöhnt. Trotzdem wünschen sie sich Besserung.
Veränderungen, die so minimal klingen, aber für sie in ihrem täglichen Schaffen eine riesige Erleichterung wären.
"Entlastung fängt bei uns schon mit den kleinen Dingen an."
Viele Tätigkeiten sind längst nicht mehr rein pflegerischer Natur. Pflegekräfte übernehmen viele Rollen gleichzeitig und sind sowohl Erzieher:innen, Friseure als auch Köche und Reinigungskräfte in einem. Jeden einzelnen Tag. "Entlastung fängt bei uns schon mit den kleinen Dingen an. Die Zeit für die tatächlichen pflegerischen Maßnahmen wird immer knapper und in der Regel muss nach den Notwendigkeiten entschieden werden. Wir favorisieren nicht, wir priorisieren. Man muss aus Zeitmangel auch mal Nein sagen oder Wünsche aufschieben, weil organisatorische Aufgaben im Hintergrund sonst für die nächste Schicht liegen bleiben. Da geht es ums Wäsche waschen oder Getränkekisten aus dem Lager holen. Tätigkeiten, die im Haushalt ganz normal sind und hier eben zu echten Zeitfressern werden. Sparen wir z.B. Laufwege, sparen wir auch wertvolle Zeit. Das nimmt uns Stress und gibt uns mehr Zeit für unsere Bewohner:innen und ihre Bedürfnisse."
"Man muss aus Zeitmangel auch mal Nein sagen oder Wünsche aufschieben, weil organisatorische Aufgaben im Hintergrund sonst für die nächste Schicht liegen bleiben." Pflegekraft
Unser Praktikum im Pflegeheim war mehr als nur eine berufliche Erfahrung. Es war eine Reise durch Menschlichkeit und Dankbarkeit. Die Nähe zu den Pflegenden und Bewohner:innen hat unser Verständnis für die Bedeutung von Fürsorge und Mitgefühl vertieft. Es hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, die Geschichten derjenigen zu hören, die oft übersehen werden. Den Fachkräften zuzuhören und ihre tatsächlichen Ansprüche, Erwartungen und Herausforderungen zu verstehen.
Wir tragen die Verantwortung, dass Pflegende ihren Job machen können.
Wir verlassen dieses Praktikum mit einem Herz voller Dankbarkeit für die Pflegekräfte, die täglich so viel leisten, und mit einem erweiterten Blick darauf, wie wir als Gesellschaft für die Bedürfnisse unserer Älteren sorgen können. Ihre Arbeit ist nicht nur wertvoll, sondern auch unermesslich bewundernswert. Wir haben als Gesellschaft die Verantwortung dafür zu sorgen, dass ihre Arbeit erleichtert werden kann. Wir stehen vor der Aufgabe, Lösungen zu bieten, die die tägliche Arbeit wieder auf die pflegerischen Tätigkeiten bündelt und so mehr Zeit für das Zwischenmenschliche ermöglichen. Digitale Assistenzsysteme sind dabei sehr willkommen sagen sie, denn neue Fachkräfte kommen zu wenige.
In einer Welt, die oft von Hektik und Lärm geprägt ist, haben uns die ruhigen Momente im Pflegeheim gelehrt, dass die wahren Schätze in den kleinen Gesten der Fürsorge liegen.
Danke an das Berliner Pflegewerk für diese ganz besondere Erfahrung.